PURE

Ausstellung | 25. Juni – 28. August 2021

Phänomene des Betrachtens

Für alle Kunstwerke in PURE ist die Veränderung des eigenen Standpunkts, physisch wie intellektuell von großer Bedeutung. In jedem Moment ändern sich die vibrierenden Farblichtfelder und transzendieren in eine farbräumliche Lichtwirkung.  Es ergibt sich intuitiv ein interaktives Wechselverhältnis zwischen der puren Phänomenalität des Objektes und seiner Betrachtung. Die Ausstellung bezieht den Betrachter mit ein und das Sehen wird zu einer höchst individuellen, neuen Erfahrung.

Die Künstler:

Achim Zeman
Annette Sauermann
Camill Leberer
Dirk Salz
Frank Piasta
Hans Kotter
Harald Schmitz-Schmelzer
Jürgen Paas
Monika Radhoff-Troll
Regine Schumann
Rita Rohlfing
Sabine Funke

Vom Material als Leuchtmittel zur Immaterialität

Die 12 Künstler verwenden primär Kunststoffe:  Plastik, PVC, Acrylglas, Silikon, Epoxidharz und Klebefolien. Schon diese Liste macht deutlich, dass der Aspekt der Transparenz und Leichtigkeit, der Formbarkeit und Bruchfestigkeit, aber vor allem des Luziden im Fokus steht. Die Materialien fungieren als Leuchtmittel und strahlen wirkmächtig in den Raum. Die Verrätselung des Gesehenen ist ein zentrales Motiv. Sein und Schein sind hier untrennbar miteinander verbunden. Unter bestimmten Lichtbedingungen bilden sich kaustische Licht- oder Farbsäume. Das Material dient nicht nur der werkstofflichen Ausstattung, sondern es tritt mit seinen Kompositionselementen als Form, Farbe und Licht auf. Die Grenzen des Kunstwerks lösen sich auf.  Mit ihren oft glatten und glänzenden Oberflächen steigern sie ihre Materialeigenschaften und unterstützen die Lichtwirkung im Raum. Manche Kunstwerke leuchten scheinbar aus sich selbst heraus und erwirken eine erstaunliche Präsenz.

Aura und andere ephemere Phänomene

So divers wie die künstlerischen Positionen, Fragestellungen, Ziele – und schließlich auch die Objekte in ihrer Form sind, ebenso wirkmächtig stehen sie in einer dialektischen Beziehung, in einem dynamischen, fast energiegeladenen Verhältnis zueinander. Aber woher kommt diese Spannung zueinander und zu dem sie umgebenden Raum? Warum ist der Betrachter nicht in der Lage, diesen Konflikt aufzulösen?

Das Sehen und seine angeborenen, wahrnehmungspsychologischen Gesetzmäßigkeiten ist kein bloßes Registrieren, sondern immer eine Interpretation der visuellen Informationen an das Auge. Daher ist die Wahrnehmung höchst subjektiv und sogar täuschbar. Zwischen Wahrnehmung und Realität klafft eine die Differenz, die sich nicht überwinden lässt >> eine Tatsache, die höchst kritisch ist: Man darf seinen eigenen Augen nicht trauen!

Fotos:
| Hans Kotter | In a bubble | 2020 | LED, Plexiglas, Metal; 68 x 80 cm |
Galerieansicht > Frank Piasta | Ziemlich 2.6, Ziemlich 2.5, Ziemlich 2.9, Ziemlich 2.510 |  2021 | Silikon, Pigment und Spiegel, 60 x 48cm |
Annette Sauermann | 2021 | rot + orange fluoreszierendes, farbloses Plexiglas | 117 x 115,5 x 4cm Galerieansicht > rechts –  Dirk Salz | DSM/M 949, #2669 | 2021 | Resinworks / deep dives, Pigmente und Harz auf Multiplex (ungerahmt), 140 x 100 x 12cm
Mitte – Jürgen Paas |  JUKEBOX | 2020 | PVC, Multiplex, 106 x 106 x 8cm |
Links – Regine Schumann | Color satin green Karlsruhe | 2016 | Acrylglas, fluoreszierend, 160 x 150 x 10cm |