Hilde Janich – Beatrix Schmah | Kontraste

Ausstellung | 24. April – 31. Mai 2017

Schmuck – der im Wechselspiel von Licht und Schatten lebendig wird

Hilde Janich fertigt Schmuckstücke aus Pergament. – Bei Pergament denkt man vielleicht eher an vergilbte Handschriften in alten Bibliotheken als an edlen Schmuck. Völlig zu Unrecht, wie die Designerstücke von Hilde Janich beweisen. Die zähe Zartheit des Materials, seine Transparenz – ein Kontrast in sich, fasziniert die Künstlerin bereits seit Beginn der 90- er Jahre und sie spürt seinen Eigenschaften und den darin enthaltenen Möglichkeiten mit kreativem Eifer bis heute nach.  „Wenn ich Stücke erfinde, sind sie zunächst oft wie Lebewesen für mich. Ich spüre regelrecht ihren Atem, ihr Pulsieren und ihre Bereitschaft, sich zu wandeln, mir ihre verschiedenen Gesichter oder Facetten zu zeigen. Mit meinem Schmuck stelle ich den ständigen Wandel dar, den das Leben bereithält.“ Mit ihrem Schmuck möchte sie, das Licht aus der Dunkelheit zu holen – mit Licht, Leichtigkeit, Unbeschwertheit.

Das Zufällige am Wegesrand – ein sich kringelnder Haselstrauch, eine besondere Blüte oder wirbelndes Laub – dient ihr dabei als Inspiration für ihre Kompositionen. In der Farbgebung ihrer Stücke respektiert sie das Naturmaterial und bewegt sich sicher durch das Farbspektrum, von gedeckteren Tönen bis hin zu leuchtenden, kräftigen Farben. Das ausdrucksstarke Pergament entfaltet in Kombination mit zart schimmernden Süßwasser-Zuchtperlen oder Edelsteinkugeln einen besonderen Reiz. So entsteht poetischer Schmuck, dessen Leichtigkeit und Eleganz sich in wunderbarer Weise auf die Trägerin überträgt.

Max Liebermann sagte einmal: „Ein Künstler, der darauf verzichtet, das Unsichtbare, das, was hinter der Erscheinung liegt – nennen wir es Seele, Gemüt, Leben – vermittels der Darstellung der Wirklichkeit auszudrücken, ist kein Künstler.“ Das verborgen Liegende, nicht Offensichtliche zu erspüren und ihm in ihrem Werk Ausdruck zu verleihen, die Seele der Dinge zu ergründen ist das Anliegen der Kunst – und findet sich auch im Werk von Beatrix Schmah.  Die Frage: „Wie weit kann ich mit der Form gehen, damit das Objekt noch als Schmuck funktioniert?“, bestimmt ihre Arbeit. So entstehen kleinformatige Skulpturen in klarer geometrischer Formensprache, deren „Funktionalität“ sich manchmal erst auf den zweiten Blick erschließt.

 

Diese Objekte in klarer geometrischer Formensprache wirken zeichenhaft und doch auch ungebändigt. In ihrer Mikado –Serie darf sogar der Zufall mitgestalten und wenn ein Wurf der Stäbchen zufällig sehr gelungen ist und eine spannende Komposition ergibt, wird er  genauso „eingefroren“ und dadurch verewigt.

In unserer Ausstellung bieten die Arbeiten Beatrix Schmahs einen hervorragenden Kontrast zu denen von Hilde Janich.  Linie trifft Fläche, Zeichen trifft Impression und nur durch die Kontrastierung des Lichts nehmen wir Dinge stärker wahr. Text von Ute Wolff-Brinkmann, Erfurt

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