Maximale Vorsicht ist geboten!

Ausstellung | 22. April 2017 – 4. September 2017 

Japanischer Multimediakünstler Satoru Tamura gewinnt  den INTERNATIONAL LIGHT ART AWARD 2017

Point of Contact for Unna

Tamura zeigt eine Installation, die durch die unkontrollierte Berührung zwischen einer Messingstange mit einer Stahlplatte Glühlampen zum Leuchten bringt. Elektrizität fließt und die Lichter gehen an. Mehr passiert nicht.
Eine an einer Leine aufgehängte Messingstange erzeugt blaue Funken, sobald sie mit einer Stahlplatte in Berührung kommt. Der funkensprühende „Point of contact“ bringt Glühlampen zum Leuchten, die durch elektrische Ladungen verknüpft sind. Die Glühlampensäule formt eine zylindrische Form, die auf dem Boden reflektiert wird. Der Boden ist von Zinkplatten bedeckt, welche die Reflektion wie eine Lichtsäule unter der Erde scheinen lässt. Das Flackern des intensiven Lichts und die große Anhäufung an Kabeln machen den Betrachter benommen und locken ihn in das elektrische Labyrinth.

Die Konzepte sind von verblüffender Einfachheit und genau das macht sie so interessant.

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna und die Innogy-Stiftung riefen den International Light Art Award im Jahr 2015 zum ersten Mal aus. Es ist das Anliegen des Zentrums zu inspirieren und zu fördern – es möchte einer zukünftigen Generation von LichtkünstlerInnen eine Plattform sein. Oft braucht es großes technisches Equipement. Das bedeutet hohe Produktionskosten und häufig können neue Ideen deshalb gar nicht realisiert werden. Entscheidene Kriterien für die Vergabe des Preises werden der Einsatz innovativerTechnologien sowie Energiefragen und Nachhaltigkeit sein.

Küntzel überzeugt mit einer audiovisuellen Rauminszenierung mit einem Kronleuchter. Die einstige Pracht verbindet sich heute mit geheimnisvoll leise hörbaren Schaltgeräuschen, die scheinbar mit dem nervösen Flackern der Glühbirnen in Verbindung stehen. Die Installation des Künstlerpaars Ed Schoonveld und Matty Vroegop bildet die Form eines ∞ – Zeichen der Unendlichkeit, in der als Verweis auf eine taoistische Meditationsweise 200 rotierende Lampen mit einem schwarzweiß karierten Muster die Form eines Unendlichkeitszeichens andeuten.

Genau deshalb ist größte Vorsicht geboten! Küntzel reduziert seine Kunst auf eine scheinbar sinnfrei flackernde Apparatur. Vroegop/Schoonveld verweisen lediglich auf den stetigen Rhythmus von Licht und Dunkelheit. Tamura negiert Bedeutung, befreit von Funktion und Inhalt. Erst die Störsignale verwirren. Misstrauisch geworden, fragt man: was steckt dahinter?

Natürlich, die Resonanz auf die Aktion der Besucher ist gegeben. Allerdings, es handelt sich um ironische Täuschungen, die man wie Allegorien auf die Gegenwartskunst lesen kann. Es sind Appelle an unsere blanke Wahrnehmung und die feine Aufmerksamkeit die richtigen Fragen zu stellen. Dennoch, das Sichtbare ist immer vom Absurden bedroht.

Lesen Sie das große Interview mit John Jaspers in :  ArtLight Magazine 2017“1 / print

 

 

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Bildunterschriften:

im Slider:

Satoru Tamura | Point of Contact for Unna | 2017 | Audiovisuelle Rauminszenierung

mit Lüster | 2017 © Frank Vinken |

von oben nach unten

Tilman Küntzel | Lüster  Skizze für Lichtkunstzentrum Unna 2016 | © Tilman Küntzel

Vroegop/Schoonveld | ECHO, turning the light around’| 2016 | © Vroegop/Schoonveld