Die Eicken – oder: Malen gegen männliche Vorurteile
Paul Müller-Kaempff: Wolkenschatten. Der Zeichner
Das Licht im Augenblick einzufangen
1889 während einer Reise an die Ostsee lernt Paul Müller-Kaempff Ahrenshoop kennen. Kurz darauf zieht er in das abgelegene Fischerdorf auf dem Darß und eröffnet 1894 die Malschule St. Lucas. Auch die Malerin Elisabeth von Eicken zieht 1894 nach Ahrenshoop und lässt sich hier eine Villa errichten. Es ist die unberührte Natur auf der Halbinselkette der Vorpommerschen Boddenlandschaft und das Licht, das beide Maler fasziniert. Hier können sie der Industrialisierung und Urbanisierung aller Lebensräume den Rücken kehren. Es ist die Abkehr vom akademischen Klassizismus, von den rigiden Vorgaben der Akademien und die Möglichkeit, die Malerei von allen Narrativen zu lösen. Malen direkt mit der Staffelei in der Natur ist ein Weg in die künstlerische Freiheit und Zeichen der Erneuerung.
Elisabeth von Eicken
Elisabeth von Eicken (*1862, Mülheim an der Ruhr – †1940, Potsdam) studiert bei dem Landschaftsmaler Edmond Yon und lebt zehn Jahre in Paris und Barbizon mit Reisen nach Menton, Genf, Berlin und Meran. In Ahrenshoop lässt sich die Malerin von der Unberührtheit der Natur und dem Licht über dem Meer inspirieren. Es geht ihr um die vibrierenden Kontraste und Reflexe von Licht und Schatten – leicht und transparent aber auch leuchtend und farbintensiv. In der Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop werden neben etwa 50 Werken der Malerin auch Fotos und Dokumente gezeigt.
Paul Müller-Kaempff
Paul Müller-Kaempff (*1861, Oldenburg – †1941, Berlin) studiert an den Kunstakademien in Düsseldorf und Karlsruhe. In Berlin wird er Schüler in der Meisterklasse von Hans Fredrik Gude. Studienreisen in den Schwarzwald, an die Nordsee und nach Oberitalien schulen seinen Blick für Landschaften. Die Natur im Wechsel der Jahreszeiten oder beeindruckende Formen und Farben der Wolken sind strengen Kompositionsprinzipien und einem klaren Ausdruckswillen unterworfen. Neben Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Lithografien, Zeichnungen sind von ihm auch Entwürfe für Möbel überliefert. Mit seiner Malschule in Ahrenshoop zieht er viele Künstler auf den Darß. Unter dem Titel «Wolkenschatten» werden mehr als 100 Zeichnungen und Gemälde gezeigt.
„Paul Müller-Kaempff und Elisabeth von Eicken prägten wie kaum jemand anderes die Kunstgeschichte der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. In ihren Werken drangen sie tief in das Wesen der Landschaft ein und hinterließen damit eine bleibende Erinnerung daran, wie Ahrenshoop um 1900 war – bevor die beiden Weltkriege die friedliche Vision zerspringen ließen“, erklärt Dr. Katrin Arrieta, Künstlerische Leiterin des Kunstmuseums Ahrenshoop.
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Fotos:
| Elisabeth von Eicken | Winterliche Gehöfte an der Ostsee | nach 1900 | Öl auf Leinwand, 56 x 76 cm | Privatbesitz |
| Paul Müller-Kaempff | Sommer am Dornenhaus (Ausschnitt), o. J. (nach 1906), Farbstifte, 25,5 x 50 cm, Romantikhotel Namenlos & Fischerwiege Ahrenshoop |
| Foto: Paul Müller-Kaempff mit Malschülerinnen | 1906 | Foto: Archiv der Gemeinde Ahrenshoop / Förderkreis Ahrenshoop e. V. |
| Elisabeth von Eicken | Baumallee | o. J. | Öl auf Leinwand | Sammlung der Gemeinde Ahrenshoop / Förderkreis Ahrenshoop e. V. |
| Elisabeth von Eicken | Au Village| um 1893 | Öl auf Leinwand | Privatbesitz |