Die stille Magie der Natur
Mit Light_poesis durchbricht Mischa Kuball (*1959, Düsseldorf) die Grenzen vermeintlich gewohnter Dimensionen. Die Licht- und Spiegelinstallation verbindet das Innen mit dem Außen, mischt das Licht von Tag und Nacht mit dem Kunstlicht der Installation und die Natur tritt fulminant in den Ausstellungsraum.
Über neue Sichtachsen und Spiegelungen entstehen immaterielle Verbindungslinien, Reflexionen und Querverbindungen durch die Glasscheiben hindurch und machen die Bedeutung von Raum und Zeit neu erfahrbar. Fragmente momenthafter Situationen der Natur werden auf die Spiegelflächen in den Ausstellungsraum transportiert.
Wir sehen Bäume und Büsche in Licht und Schatten. Wir sehen das Laub im Wind, im Regen, im Nebel oder in der Sonne. Mischa Kuball fokussiert den Blick auf die transformative Kraft des Geschehens in der Natur, abhängig von den Tages- und Jahreszeiten. Je heller es draußen ist, desto mehr werden die gläsernen Wände der Pavillons zu einer Zone des Übergangs, zu einer Hülle, die den Blick in die Natur immer mehr frei gibt.
Die rotierenden Spiegelscheiben lassen die außen liegende Natur als virtuelles Bild in den Raum treten, dynamisieren aber parzellieren sie auch. In zwei Ausstellungshallen setzt Mischa Kuball die pulsierende Lichtstimmung seiner Interventionen in den Dialog mit der Natur – ebenso wie mit den Lichtsituationen in der Landschaft. Ein Wechselspiel, das zum Denken anregt, die Wahrnehmung verändert und Perspektivwechsel einfordert.
„Mit Light_poesis im Skulpturenpark Waldfrieden versuche ich den Menschen besonders auch aus der Region Wuppertal, den Park in einer Zeit zu zeigen, in der sich die Natur regeneriert und vieles von dem, was mit der Natur in Verbindung steht eher verborgen bleibt: die innere Regeneration in den Stämmen und Wurzeln, der Erde, die dann wieder im Frühjahr mit sprießenden Blüten und Blättern den Park in ein besonderes grünes Kleid tauchen. Letztlich sieht man das, was man kennt, an einem gewohnten Ort, aber in einer ungewohnten Weise und dadurch, dass das Licht und die Spiegel dynamisch sind, rotierend oder aufhellend – dann fast verstummend, entsteht eine besondere Magie, die sich mit diesem Ort poetisch verbindet. Schon in den Nachmittagsstunden fällt die Dämmerung zwischen die Stämme, auf den kühlen Boden, und das wird von dem Licht reflektiert und erlaubt eine eindrückliche und einzigartige Begegnung mit dem Skulpturenpark.“ » Mischa Kuball
rotating mirror_horizontal
Die horizontal verankerte Skulptur rotating mirror_horizontal besteht aus zwei Spiegeln, die sich in entgegengesetzte Richtungen drehen. Reflektiert die eine Seite das Erdreich, den Boden, spiegelt die andere den Himmel und die Wolken: Beide Bilder zeigen ihre Umgebung in ihrer Prozesshaftigkeit, in einem sich ständig verändernden Bild. Es verfremdet den Blick und auch der Betrachter kann sich seinem eigenen Spiegelbild nicht entziehen.
rotating mirror_horizontal ist ein Medium der Wahrnehmung im Raum, das wechselnde Wetterbedingungen, Pflanzenwachstum und jahreszeitliche Zyklen als ganzheitliches System darstellt. Die Natur zeigt sich als ein vitales, sich ständig veränderndes Ganzes. Dabei verschiebt die Skulptur gewohnte Koordinaten und verwischt die materiellen und topografischen Konturen.
Photos / credits :
| Mischa Kuball | Light_poesis | 2023 Skulpturenpark Waldfrieden | VG Bild-Kunst Bonn 2023 | Foto: Süleyman Kayaalp
| Mischa Kuball | Light_poesis | 2023 Skulpturenpark Waldfrieden | VG Bild-Kunst Bonn 2023 | Foto Michael Richter
| Mischa Kuball | Portrait (documenta_Archiv) | Foto: Nicolas Wefers|
| Mischa Kuball | rotating mirror_horizontal | 2023 Skulpturenpark Waldfrieden | VG Bild-Kunst Bonn 2023 | Foto: Anna Schwartz
| Mischa Kuball | Light_poesis | 2023 Skulpturenpark Waldfrieden | VG Bild-Kunst Bonn 2023 | Foto Michael Richter