Gedenken an die zerstörte Große Synagoge in Düsseldorf
Die Große Synagoge an der Kasernenstraße in Düsseldorf wurde erst geschändet und am 10. November 1938 im Zuge der nationalsozialistischen Novemberpogrome in Brand gesteckt. Die Ruine wurde schon wenige Tage danach abgebrochen. Bis heute ist von der Synagoge nichts mehr zu sehen. Seit 1946 befindet sich an diesem Ort eine Gedenktafel. Auf dem verbrannten Boden wurde später das Gebäude eines Medienunternehmens errichtet.
Die Lichtinstallation von Mischa Kuball missing link_ erinnert an das große Gebäude der jüdischen Gemeinde. Die 1904 im neoromanischen Stil fertiggestellte Synagoge bildete einen kulturellen Mittelpunkt jüdischen Lebens in Düsseldorf und das soll nicht in Vergessenheit geraten. Der Versuch, jüdisches Leben in der Mitte Europas auszulöschen, war nicht nur ein barbarisches Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus, sondern bis heute ist der Verlust jüdischer Kultur in Europa spürbar.
Auf der großen Leinwand von missing link_ ist der architektonische Entwurf der Großen Synagoge im Anschnitt zu sehen und verweist auf die Historizität des jüdischen Gotteshauses. Ein breites Band aus gleißendem Licht fällt auf den Asphalt der Straße.
Ergänzend zu der Installation an der Fassade des Medienunternehmens bietet eine neu erarbeitete App Informationen, historische Abbildungen und Zeitzeugenberichte.
Mischa Kuballs Arbeit gibt der Geschichte des Ortes eine neue Sichtbarkeit und bietet einen Resonanzraum für das gemeinsame Gedenken und Zusammenkommen.
Mischa Kuball erklärt: „Trotz der Gedenktafel wissen viele Menschen bis heute nicht, dass dort die Synagoge stand. Dabei hatten die Juden dort ihren zentralen Platz, in der Mitte der Gesellschaft! Ich wollte nicht nur den Ort markieren, sondern ihn auch inhaltlich füllen. Meine Installation macht die Synagoge wieder ein Stück sichtbar, direkt auf der Fassade des Gebäudes, das heute an der Stelle steht, und auch auf der Straße, die mit einem breiten weißen Lichtband die damalige Dimension erahnen lässt. Die Idee ist, der Stadt über die Licht-Installation hinaus einen würdigeren Ort für Erinnerung zu bieten. Zusätzlich entwickelten wir eine App, in der man zum Beispiel erfährt, dass in der Nacht auf den 10. November 1938 die Feuerwehr nicht kam, weil es einen Befehl gab, nicht einzugreifen. Oder dass der Architekt der Synagoge von der jüdischen Gemeinde ausgewählt worden war, weil er bereits viele katholische Kirchen gebaut hatte – man wollte sich auf diese Weise mit der christlichen Gesellschaft verbinden.“ » Mischa Kuball
Das Projekt ist eine Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der Stadt Düsseldorf sowie der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.
Photos / credits :
Mischa Kuball | missing link_ | 2023 | ehemalige Große Synagoge, Düsseldorf Kasernenstrasse 67 | © Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf 2023 |
Die Grosse Synagoge Düsseldorf erbaut 1902-1904 nach dem Entwurf von Joseph Kleesattl © Foto: Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Blick von der Ecke Carl-Theodor-Straße in die Kasernenstraße. Linkes Bild: Synagoge und Schauspielhaus, rechtes Bild: Bürogebäude. Foto: Landesbildstelle; Datum: 1927; Signatur: 5-8-2-004090_0001; Standort: 51.2197, 6.7756
09.11.2023 > Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, Ina Brandes, OB der Stadt Düsseldorf, Stephan Keller mit dem Künstler Mischa Kuball © Foto Archiv Mischa Kuball, Düsseldorf 2023
Termin: seit 9. November 2023
Adresse: Kasernenstraße Ecke Siegfried-Klein-Straße, Düsseldorf