rosalie und wagner

Ausstellung | 20.10.2020 bis 3.10.2021

licht – mythos – material

rosalie (Gudrun Müller, 1953-2017) feierte mit ihren Bühnenbildern und Kostümen für den ‚Ring des Nibelungen‘ auf dem grünen Hügel ihre größten Erfolge. Nach ihren Produktionen für die Schwetzinger Festspiele, das Stuttgarter Ballett, das Opernhaus Zürich, das Teatro alla Scala Milano und die Hamburgische Staatsoper kam rosalie 1994 nach Bayreuth. Jetzt inszeniert die Ausstellung ein Vierteljahrhundert nach der Premiere rosalies legendären ‚Ring des Nibelungen‘ auf spektakuläre Weise. rosalie setzte sich intensiv mit dem Mythos Wagner auseinander. Was sie aber für die Bühne schuf, und was die Ausstellung nun so eindrucksvoll erlebbar macht, sind farbenfrohe, formenstarke und bis ins Detail durchdachte Kostüme und Bühnenwelten. Zu sehen sind unter anderem 13 Bühnenbildmodelle zum ,Ring‘, Requisiten und Originalkostüme, die die Planung und Entwicklung der Inszenierung illustrieren und anschaulich vergegenwärtigen.

rosalie hat mit den Licht- und Bilderwelten Festspielgeschichte geschrieben

Kinetische und interaktive Lichtskulpturen waren ab 2006 rosalies zentrales Ausdrucksmittel. Ein farbenprächtiger Blumengarten und skurrile Skulpturen zeugen von ihrer wirkmächtigen Schaffenskraft. Einen Höhepunkt bildet das Modell zu rosalies letztem Werk ‚Mahler 8‘, das die Künstlerin für die kurz zuvor eröffnete Elbphilharmonie in Hamburg schuf und das die monumentale ‚Symphonie der Tausend‘ von Gustav Mahler in eine filigrane Lichtsprache überträgt. Für die Ausstellung verwandeln sich die Museumsräume in immersive Licht-, Bild- und Klangwelten.

rosalie theatralisierte die Wirklichkeit

rosalie war keine ikonoklastische Formenzertrümmerin. Vielmehr erschuf sie abstrakte assoziative Zeichensysteme, die den Betrachtern alle Freiheiten für die eigene Phantasie lassen. Eine Freiheit, die rosalie als „einen Millimeter über dem Material“ definierte. Ihre Produktionen nehmen eine Sonderstellung ein. Sie offerieren ein offenes, raumzeitliches Kaleidoskop aus disparaten Kunstgebilden, in denen Produkte des Alltags neu kodiert wurden, um den Mythos in Wagners Werk in eine zeitgemäße Sprache zu übersetzen. Fast immer war auch die Musik Teil einer synästhetischen Erfahrung, die rosalie suchte und anzustoßen versuchte, wenn sie mit Tristan fragte: „Wie, hör ich das Licht?

Ehrung

Die Künstlerin starb mitten in den Vorbereitungen ihrer Ausstellung für das Richard Wagner Museum in Kooperation mit dem atelier rosalie und seinem Leiter Thomas Jürgens. rosalies überraschender Tod setzte den damals laufenden Planungen ein abruptes Ende. Jetzt, mit dieser eindrucksvollen Ausstellung würdigt das Museum in Bayreuth das bedeutende Oeuvre der Künstlerin.

Fotos:

rosalie: KLINGER | Begehbare Landschaften der Melancholie – kinetisch-interaktive Licht-Klang-Skulptur, im Richard Wagner Museum 2020 – Foto: Wolf-Dieter Gericke
rosalie: Der „Walkürenritt“ in „Die Walküre“, Bühnenbild und Kostüme: rosalie, Bayreuther Festspiele 1994 bis 1998 – Foto: Bayreuther Festspiele
rosalie: Kostüme für den „Ring des Nibelungen“ (Musikalische Leitung: James Levine, Regie: Alfred Kirchner), Bayreuther Festspiele 1994 bis 1998, im Richard Wagner Museum 2020 – Foto: Wolf-Dieter Gericke
rosalie: Kristallpark – aus hängenden Gärten, Rauminstallation, im Richard Wagner Museum 2020 – Foto: Wolf-Dieter Gericke