James Turrell :: Ganzfeld »Aural«

Ausstellung | 12. April 2018 bis 6. Oktober 2019 

Die physische Präsenz des Lichts

Licht, Farbe und Raum lösen sich völlig auf. In den Lichtinstallationen von James Turrell (*1943, Los Angeles/USA) verliert man nach einer Weile jegliches Gefühl für den Raum. Weder die Dimensionen, noch die Quelle des Lichts lassen sich wahrnehmen. Das Auge findet keine Orientierungspunkte mehr und der Blick verliert sich in den unendlichen Weiten und Tiefen eines dichten Farblichtnebels, der einen ganz und gar umhüllt. Manchmal werden die sanften Farbwechsel durch Lichtblitze unterbrochen. „Wer in James Turrells Lichträume eintaucht, macht eine magische Erfahrung: Das farbige, sich verändernde Licht lässt den Raum unendlich erscheinen,“ schreibt die Kuratorin der Ausstellung in Baden-Baden Judith Irrgang (in ArtLight 2018‘Mai, S.10). Turrell begeisterte sich schon als junger Mann für das Fliegen, so sagt er über seine Lichträume: „Es ist so, wie wenn man als Pilot in die Wolken fliegt oder beim Tauchen plötzlich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Mich interessiert die Landschaft ohne Horizont, denn die Menschheit bewegt sich zunehmend in eine solche Landschaft hinein. Ich bin ein Architekt des visuellen Raums und lasse sie diese Landschaft erfahren. … Ich erzeuge nicht das Licht, das wir normalerweise mit geöffneten Augen sehen, sondern Farben, die wir aus unseren Träumen kennen. Der Raum des Traums interessiert mich, seine Regeln sind anders. Ich will das zeigen.“ (in ZEIT ONLINE: Interview mit Tobias Timm, 6.7. 2018) Turrell verleiht dem immateriellen Licht nahezu eine physische Präsenz.

Bei einem Flug in den 1970-er Jahren sah Turrell den erloschenen Vulkan ‚Roden Crater‘ in der Wüste Arizonas. Er hat ihn gekauft und baut ihn seitdem zu einer Art Himmelsobservatorium um. Das System aus unterirdischen Hallen, Schächten und Stollen gleicht einem Tempel, der allein dem Licht geweiht ist. – Wenn man einen Lichtraum betritt, wird alles nach einer Weile ganz still, als würden alle Geräusche vom Licht aufgesogen. Es gibt keine Zeit mehr. Sogar die Gedanken schweigen. Alles ist ein Farbnebel. Alles wird Nichts. Alles ist Licht. (Helena Horn)

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Bildunterschrift :

alle Fotos:

James Turrell | Ganzfeld »Aural« | 2018 | Jüdisches Museum Berlin | Schenkung Dieter und Si Rosenkranz |  Foto: Florian Holzherr